Innovation ist nicht gleich Produktion.

Heute lese ich oft pauschale Aussagen wie: „Hierarchien sollten abgebaut werden“, „Teams sollten sich selbst steuern und organisieren“, „es braucht in Teams keine Führung“, „wir sollten agil vorgehen“, „Fehler sollten möglich sein“ usw. – und ich würde jedes dieser Aussagen unterschreiben – aber am richtigen Ort und zur richtigen Zeit bitte.

In einem bewährten, funktionierenden Prozess (und sei er noch so kompliziert) braucht es kein Agiles vorgehen. Ausgangslage und Ziel sind klar und der Weg dazwischen (vielleicht schwierig aber keinesfalls unbekannt) ebenso.
Das nennt man einen Auftrag abwickeln. Es muss nicht jedesmal neu erfunden werden. Das Team handelt autonom, organisiert sich aber nicht immer wieder neu oder setzt sich eigene Ziele. Eine Person plant, entscheidet und stellt sicher, dass alle ihren Teil abwickeln können. Es sind keine Fehler erlaubt.
Das gleiche Team sollte dann ausserhalb dieser Auftragsabwicklung die Möglichkeit erhalten den ‚bewährten‘ Prozess zu hinterfragen und kreative Ideen zur Optimierung einzubringen. Bei der Entwicklung dieser Ideen wird im Team auf Augenhöhe vorgegangen, jede Idee ist gleichviel wert.
Beim Umsetzen der Ideen im operativen Tagesgeschäft muss das Risiko minimiert werden. Die Qualität muss sichergestellt sein. Die Effizienz und der Profit dürfen nicht gefährdet werden – wir leben schliesslich von dieser ‚Auftragsabwicklung‘.

Bei der kreativen Entwicklung neuer Innovationen sieht das dann ganz anders aus. Das Produkt muss bei der ersten Lancierung nicht bereits voll funktionsfähig sein (MVP) – ja, oft weiss man gar nicht wohin die Reise genau geht und schon gar nicht wie man dort hin kommt. Agilität und Kreativität sind absolut ausschlaggebend. Die Kreativität wird maximiert, indem alle Teammitglieder in den Entwicklungsprozess miteinbezogen werden. Das Unmögliche wird möglich gemacht, indem grosse Risiken eingegangen und Fehler gemacht werden; man scheitert, steht wieder auf, nutzt die Erfahrung aus den Fehlern geht einen neuen Weg bis das Ziel erreicht ist. Es entstehen neue Produkte, Dienstleistungen und ganze Geschäftsmodelle – kurzfristig verdienen wir damit aber kein Geld.

Fazit: Es gibt unterschiedliche Vorgehensweisen und Ziele bei der Abwicklung des operativen Tagesgeschäftes und der Entwicklung neuer Produkte und genau deshalb sind unterschiedliche Kompetenzen und Herangehensweisen bei der Innovationsgestaltung ausschlaggebend. Abhängig von Branche ist auch die Ressourcenaufteilung zwischen den beiden Feldern unterschiedlich (ein IT-Dienstleister wird mehr Zeit in die Entwicklung neuer Produkte investieren müssen als z.B. ein Landschaftsgärtner).

Ich bin überzeugt: Jedes Unternehmen sollte sich bewusst mit einer dualen Entwicklungsstrategie auseinandersetzen. Es schafft Klarheit und damit Sicherheit … und diese können wir in der sich rasch verändernden Welt gut gebrauchen.

Gerne können wir uns dazu mal austauschen!

Sascha