MVP – aber richtig!

MVP – aber richtig!

Wie die Produktentwicklung schrittweise vorangeht – MVP

wir müssen schneller als die Konkurrenz am Markt sein – wann seid ihr mit dem MVP fertig? – wann sind wir endlich auf den Markt? – Speed ist alles!

Das ist die Realität bei der Produktentwicklung und die Digitalisierung sorgt dafür, dass sich dies weiter verstärken wird. Unternehmen gehen deshalb mit nicht fertigen Produkten auf den Markt und nennen diese MVP (minimal brauchbare Produkte). Ihre Entwicklungszeiten sind verhältnismässig kurz und das schrittweise vorangehen, lässt Spielraum sich verändernde Marktbedingungen zu berücksichtigen oder neue Erkenntnisse zu implementieren.

Nur was ist ein ‚minimal brauchbares Produkt‘? Ist es ein Auto ohne Chassis? Ein Mobile Phone ohne Einschalttaste? Eine Bankzahlapp ohne Benutzererkennung? Alle diese Produkte erfüllen das Kriterium nicht fertig zu sein. Aber sind sie minimal brauchbar? Beginnen wir mit dem Auto ohne Chassis – aus Anwendersicht gibt es Grundanforderungen, die bei einem Auto erfüllt werden müssen, dazu gehört unter anderem trocken von A nach B befördert zu werden. Dies ist beim Beispiel definitiv nicht gegeben. Oder das iPhone ohne Einschalttaste – unbrauchbar und ich muss nicht weiter auf das Grundbedürfnis der Nutzung eingehen und genau das Gleiche bei der Bankzahlapp ohne Benutzererkennung!

Ein MVP ist in den ‚Optionen‘ nicht fertig, also dort wo ich beim Endverbraucher Spielraum habe, um dafür mit meinem USP zu punkten. Beim Auto wäre das z.B. eine Nachtsichtoption, beim MobilePhone die Wasserdichtheit auf 2 Meter oder bei der Bankzahlapp der Finanzplaner.

Ein MVP ist also kein Qualität Verzicht und schon gar keine Ausrede halbpatzig zu arbeiten. Es ist ein Produkt, welches nicht perfekt ist – aber im Funktions- und nicht im Qualitätsumfang.

Unser eigenes Beispiel mit dbi-academy.ch (stand Juni 2022) zeigt ein MVP. Wir wollen das Bedürfnis erfüllen Unternehmensführungskräfte individuell, praxisorientiert und systematisch in der Digitalen Transformation zu befähigen. Unser Geschäftsmodell sieht eine vollautomatisierte Plattform zur Zusammenstellung des Inhaltes, Planung der Schulung und Auswahl eines geeigneten Trainers vor. Auf den Markt gegangen sind wir mit einer Plattform, welches die Grundbedürfnisse erfüllt, in der aber die volle Automatisierung fehlt.

Übrigens: Immer, wenn ich mein Verständnis für ein MVP wieder kalibrieren will denke ich an das Beitragsbild – es sagt alles!

Sascha

Gerne können wir uns dazu mal austauschen!

Zwei Innovationsherzen in deiner Brust?

Zwei Innovationsherzen in deiner Brust?

Innovation ist nicht gleich Produktion.

Heute lese ich oft pauschale Aussagen wie: „Hierarchien sollten abgebaut werden“, „Teams sollten sich selbst steuern und organisieren“, „es braucht in Teams keine Führung“, „wir sollten agil vorgehen“, „Fehler sollten möglich sein“ usw. – und ich würde jedes dieser Aussagen unterschreiben – aber am richtigen Ort und zur richtigen Zeit bitte.

In einem bewährten, funktionierenden Prozess (und sei er noch so kompliziert) braucht es kein Agiles vorgehen. Ausgangslage und Ziel sind klar und der Weg dazwischen (vielleicht schwierig aber keinesfalls unbekannt) ebenso.
Das nennt man einen Auftrag abwickeln. Es muss nicht jedesmal neu erfunden werden. Das Team handelt autonom, organisiert sich aber nicht immer wieder neu oder setzt sich eigene Ziele. Eine Person plant, entscheidet und stellt sicher, dass alle ihren Teil abwickeln können. Es sind keine Fehler erlaubt.
Das gleiche Team sollte dann ausserhalb dieser Auftragsabwicklung die Möglichkeit erhalten den ‚bewährten‘ Prozess zu hinterfragen und kreative Ideen zur Optimierung einzubringen. Bei der Entwicklung dieser Ideen wird im Team auf Augenhöhe vorgegangen, jede Idee ist gleichviel wert.
Beim Umsetzen der Ideen im operativen Tagesgeschäft muss das Risiko minimiert werden. Die Qualität muss sichergestellt sein. Die Effizienz und der Profit dürfen nicht gefährdet werden – wir leben schliesslich von dieser ‚Auftragsabwicklung‘.

Bei der kreativen Entwicklung neuer Innovationen sieht das dann ganz anders aus. Das Produkt muss bei der ersten Lancierung nicht bereits voll funktionsfähig sein (MVP) – ja, oft weiss man gar nicht wohin die Reise genau geht und schon gar nicht wie man dort hin kommt. Agilität und Kreativität sind absolut ausschlaggebend. Die Kreativität wird maximiert, indem alle Teammitglieder in den Entwicklungsprozess miteinbezogen werden. Das Unmögliche wird möglich gemacht, indem grosse Risiken eingegangen und Fehler gemacht werden; man scheitert, steht wieder auf, nutzt die Erfahrung aus den Fehlern geht einen neuen Weg bis das Ziel erreicht ist. Es entstehen neue Produkte, Dienstleistungen und ganze Geschäftsmodelle – kurzfristig verdienen wir damit aber kein Geld.

Fazit: Es gibt unterschiedliche Vorgehensweisen und Ziele bei der Abwicklung des operativen Tagesgeschäftes und der Entwicklung neuer Produkte und genau deshalb sind unterschiedliche Kompetenzen und Herangehensweisen bei der Innovationsgestaltung ausschlaggebend. Abhängig von Branche ist auch die Ressourcenaufteilung zwischen den beiden Feldern unterschiedlich (ein IT-Dienstleister wird mehr Zeit in die Entwicklung neuer Produkte investieren müssen als z.B. ein Landschaftsgärtner).

Ich bin überzeugt: Jedes Unternehmen sollte sich bewusst mit einer dualen Entwicklungsstrategie auseinandersetzen. Es schafft Klarheit und damit Sicherheit … und diese können wir in der sich rasch verändernden Welt gut gebrauchen.

Gerne können wir uns dazu mal austauschen!

Sascha

Fehl-Kultur

Fehl-Kultur

die von der Wunsch-Kultur abweichende Ist-Kultur. 

Wir wünschen uns alle einen Unternehmenskulturwandel, der es uns ermöglicht in kürzester Zeit kreative Innovationen aus dem Hut zu zaubern – wie in Silicon Valley. Aber was heisst das konkret? Wer muss nun was tun, damit wir diesen Kulturwandel schaffen? Bis wir diese Fragen nicht geklärt haben und auch bereit sind es umzusetzen, sitzen wir in der Fehl-Kultur Falle. 

Fakt ist:
– der Kulturwandel kann nur von innen kommen
– alle Führungskräfte eines Unternehmens müssen die Kultur aus Überzeugung prägen 

Setzen wir doch mal den Jocker als Führungspersönlichkeit (und damit kulturprägend) in ein Unternehmen ein. Er möchte krampfhaft ein sympathischer Typ sein und trotzdem … sein Lächeln ist nicht wirklich überzeugend… Genauso ist es leider bei vielen Führungskräften – sie glauben nicht wirklich an die Werte der neuen «Wunsch-Kultur», wie soll so ein Wandel stattfinden? Mir ging es lange gleich – wer arbeitet denn noch, wenn alle innovativ und kreativ sind? Bei Google ‚töggeln‘ oder bei einem Startup im Sofa ‚chillen‘ – damit lässt sich doch kein Geld verdienen!? 

Bis ich angefangen habe etwas genauer nachzudenken. Hat nicht Rockeffeller mal gesagt: «Wer den ganzen Tag arbeitet, hat keine Zeit, Geld zu verdienen»? Ok, Rockefeller hatte ja genügend Angestellte, die für ihn arbeiteten – bei mir ist das anders, oder? Wirklich? Die Computer nehmen uns doch die Arbeit weg, oder? Sollten wir nicht innovative Ideen entwickeln, wie sie für uns noch effizienter arbeiten können? Mit einem klaren Mehrwert für unsere Kunden? Und überhaupt: ist Kreativität nicht oft der ausschlaggebende Faktor bei jeder Problemlösung? Klar! Wir müssen eine Kultur schaffen in der wir Kreativität und Innovation maximal unterstützen. Zugegeben, es brauchte noch die eine oder andere Denkphase – aber schlussendlich war ich überzeugt: «Innovationskraft wird den Unterschied machen und wir müssen dafür möglichst viele Kräfte mobilisieren». 

Also wie wünsche ich mir das zu schaffen?
Ich will den Mitarbeitenden einen klaren Rahmen vorgeben, an dem sie sich orientieren können und ihnen darin den maximalen Gestaltungsfreiraum geben – Vertrauenskultur.

Mitarbeitende sollen innerhalb des Rahmens Risiken eingehen können und Fehler machen dürfen (und daraus lernen) – Fehlerkultur.

Meine Erfahrung und meine Expertise aktiv den Mitarbeitenden zur Verfügung stellen und auch mal in einem Projekt mitzuarbeiten, statt es zu führen – Machtkultur.

Ich will von den Mitarbeitenden nicht nur Resultate fordern, sondern sie auch befähigen diese erreichen zu können – Lernkultur.

Mitarbeitende sollten keine Angst vor negativen Folgen haben, wenn sie eine neue verrückte Idee präsentieren – Angstkultur.

Natürlich funktionieren nicht alle Ansätze für alle Menschen, das macht aber nichts, da Computer noch nicht alle Arbeiten übernehmen können, müssen einige von uns noch arbeiten ;).

Und es gibt noch ein winziges Problem … manchmal wenn ich in den Spiegel schaue, erkenne ich da den Jocker. Haltet euch selbst doch auch mal den Spiegel vor.

Sascha 

Übrigens: MyTwoCents sind keine wissenschaftliche Abhandlungen – sondern myTwoCents die zum Nachdenken anregen sollen.